Der Praktikant

06.08.2013 20:13

Um einen ersten Eindruck zu gewinnen, was ich auf Arbeit mit unserem neuen Langzeitpraktikanten durchmache, hier die Erlebnisse des heutigen Tages, kurz und kompakt, weil mir einfach die Nerven fehlen:

Die ersten Tage hat er sich schon unpraktisch angestellt, dann war mein Chef länger im Urlaub und der Praktikant brauchte währendessen nicht kommen und hatte dann selbst ne Woche Urlaub. Jetzt kommt er an zwei Tagen. Während der Urlaubszeit habe ich den Entlschluss gefasst, ihn gut einzuarbeiten. Er ist jetzt erstmal mit Rechnungslegungen betraut.

Was ich gemacht habe, bevor er aus dem Urlaub zurückkam:
- haarklein alle Arbeitsschritte zur Erstellung einer RL aufgeschrieben. Wo man was findet, wie man vorgeht, worauf man zu achten hat, mit Erklärungen. So, dass man das Schritt für Schritt erarbeiten kann.
-eine Mappe für ihn für Muster wie diese angelegt
-seinen Tisch aufgeräumt
-den Tisch mit allem Nötigen ausgestattet (weil dieser sonst nur der Ablage dient)

Also ich finde, gar nicht schlecht vorbereitet dafür, dass er sich eigentlich schon als schwierig rausgestellt hatte.

Gestern war alles soweit ok und ich hab mich schon gefreut über meine eigene Geduld.

Aber heute:

Morgens: Er hatte gestern HANDSCHRIFTLICH angefangen Kontoauszüge abzuschreiben um sich "eine Struktur zu erarbeiten", die eigentlich in eine Tabelle eingetragen werden. Heute morgen fragt der Chef ihn aus Interesse, warum er so vorgeht?
Er: "Das war gestern zu laut hier, das Radio (dieser und jener Sender glaube er) hat mich gestört."
Ich: "Entschuldigung, ich habe es auf Ihre Bitte hin leiser gemacht und hätte es sicherlich auch ausgemacht." (es ist immer leise)
Er: "Ja, ich hab mich halt nicht getraut. War ja auch nicht böse gemeint?!??????" An dieser Stelle sei erwähnt, dass er schon das erste Lebensdrittel überschritten hat.

Mittags: Will er ne halbe Stunde gehen zum Essen. Informiert mich und bittet gleichzeitig um Erlaubnis.
Ich: "Naja, Sie wissen ja, dass wir bei den 8 Stunden keine Pause nehmen, sondern am Platz essen."
Er: "Ja, ich wusste ja nicht, dass das so fest steht. Heute hab ich auch nichts dabei."
Ich: "Ich hab Ihnen gesagt, wie wir das machen, wenn Sie essen gehen wollen, dann machen Sie das, es ist mir egal."
Diskussion etwas verkürzt dargestellt.

Abends: Stellt Fragen zur RL, die sich garnicht ergeben würden, wenn er mal meiner Anleitung folgen würde, aber "er will es ja ausprobieren" und wie ich es vorgeschlagen habe "ist es zu umständlich". Aber dann "versteht er nicht, warum aus kleinen Fragen immer Diskussionen entstehen". Ist es nicht verständlich, dass es mich aufregt, wenn ich mir die Mühe mache, dass alles für ihn zu schreiben, damit er arbeiten kann und dann weiß er alles besser? O ton: "Ihr Expertenwissen habe ich nicht, nur weil ich nach Ihrer Anleitung arbeite".

Schlussendlich: Ist die veraltete Excellversion Schuld, dass er es nicht geschafft hat, an zwei Arbeitstagen einen Band zu nummerieren und eine handvoll Kontoauszüge abzutippen.

Ich hatte mir wirklich vorgenommen, ihm zu helfen, aber ich komme mir einfach nur veralbert vor und habe das Gefühl, er nimmt mich überhaupt nicht ernst. Natürlich auch kein Dankeschön für meine Anleitung, die er natürlich mit heim nehmen wollte (hab ich aber untersagt).

 

Und, schön bei mir auf der Arbeit, stimmts?

 

(c) Berlin-Barfuss